Was hat die Offenheit eines MOOC mit Kant zu tun?

Eigentlich gehört Kant hier nicht her. Nein, wirklich nicht. Es geht diese Woche im „Mooc Maker Course“ um das Thema Offenheit. Dummerweise ist Kant unauslöschlich da, ob ich möchte oder nicht. Also mal ganz langsam und von vorne: Kant kam ins Spiel, als ich mich schon verabschiedet hatte. Doch starten wir aber lieber erst mal mit ein paar Definitionsversuchen. Es gibt davon erstaunlich viele.

Kant als Impulsgeber

Mögliche Bedeutungen des Begriffes „Offenheit“ im Zusammenhang mit einem MOOC:

Anmerkung der Autorin: Die Offenheitsdefinitionen können kundige Leser gerne überspringen. Formales Wissen, gibt`s an jeder Ecke im Ausverkauf und meines ist möglicherweise nicht einmal vollständig! Das wirklich Interessante kommt erst danach. 😉

    Offenheit von einzelnen Teilnehmern ausgehend:

  • Offenheit im Sinne der eigenen Fähigkeit „Zugang zu erlangen“: Breiter Zugang durch vorhandene Medienkompetenz oder aber im Gegenzug beschränkter Zugang aufgrund von medialer Überforderung
  • Offenheit im Sinne von Bloßstellung: Sich angreifbar machen. Bis zu einem gewissen Grad die Privatsphäre aufgeben.
  • Offenheit von der Netzwerkgruppe im Rahmen einer Gruppenkultur ausgehend:

  • Offenheitskultur im Sinne von Inklusion: Schwache und Starke, gebildete und weniger gebildete Teilnehmer gleichermaßen akzeptieren
  • Offenheitskultur im Sinne von Diversifikation: Aktive Teilnehmer genau so wie stille Teilnehmer akzeptieren
  • Offenheitskultur im Sinne von „Wahlmöglichkeit“: Eine Vielzahl von Tools, Darbietungsformen, Kommunikationskanälen zur Verfügung haben
  • Offenheit im Sinne von „Open Access“: Jeder und Jede egal welchen Alters oder welcher Herkunft kann teilnehmen
  • Offenheitskultur im Sinne von „Störungen zulassen“: Entweder mit nicht-Beachtung reagieren oder aber Regeln der Zusammenarbeit kommunizieren
  • Offenheitskultur im Sinne von nicht vorhandenem Datenschutz: Personenbezogene Daten werden öffentlich einsehbar und lassen Rückschlüsse zu
  • Offenheitskultur im Sinne von „keine Verbindlichkeiten im Hinblick auf Anwesenheitspflicht“: Es steht allen frei, teilzunehmen oder nicht
  • Offenheitskultur im Sinne von „nicht Lizensierten“ Bildungsmedien: Freie Verbreitung, Bearbeitung und Verwendung von Bildungsinhalten
  • Offenheitskultur im Sinne von offenen Lerninhalten: Freie Wahl von Inhalten in Verbindung mit einem hohen Grad an Selbstorganisation und Interdisziplinarität

–> Huhuuuu, hier geht`s weiter

Auf den letzten Punkt möchte ich näher eingehen. Offenheit bedeutet im Rahmen von „offenen Lerninhalten“ Lernen im Sinne eines „Studium Generale“. Jeder Inhalt ist in einem MOOC erlaubt. Es wurde Thematisiert, dass durch manche Inhalte – insbesondere wenn sie nicht passend für einzelne Teilnehmer erscheinen – ein „Abschreckungseffekt“ eintritt unter dem Motto: „Was habe ich damit zu tun? Das ist zu schwer, zu leicht, zu weit weg von meinem Wissensgebiet, interessiert mich nicht“, etc.

In einem MOOC sollte man davon wegkommen, Instructional Design so einzusetzen, dass auf die Lerner angepasste Lerninhalte vermittelt werden. Dies ist nicht möglich bei der unglaublichen Vielfalt die der Begriff „Offenheit“ mit sich bringt.

Wie also mit einer Offenheit umgehen, die nicht immer hilfreich aber in einem MOOC unumgänglich ist?

Lernende springen genau auf die Themen an, die sie interessieren und die ein Puzzlestückchen oder einen „Missing Link“ in ihrer eigenen, ganz persönlichen Wissenslandschaft darstellen. Für Lernende nicht interessante Inhalte werden einfach ausgeblendet. Ein „zu viel“ ist also gar nicht so dramatisch, es sei denn, Lernende würden sich dadurch überfordert fühlen. Dies ist daher nicht gegeben, da es den Lernenden im Rahmen einer Themenfreiheit ja tatsächlich frei steht, welche Themen sie für sich adaptieren und welche nicht.

Natürlich besteht hier die Gefahr, dass Lernende im eigenen Saft schmoren und sich immer für die gleichen Themen interessieren. Ich unterstelle dem Lerner an sich nun einfach einmal, dass er an der Welt interessiert ist und eben nicht auf der Stelle treten möchte. Wenn man ihn lässt, dann sucht sich der am Leben interessierte Geist schon seinen Weg hin zu neuen Wissensbereichen.

Das geschieht durch „Impulsgeber“. Kant war mein Impulsgeber, um dem Konnektivismus ein Stück weiter auf die Spur zu kommen. Unter folgendem Link kann man die Unterhaltung nachvollziehen.

Das Hangout dieser Woche mit Kommentaren

Ich bin letztendlich bei Stephen Downes gelandet. Ich hatte vorher noch nicht die Zeit, den Film zu sehen. Und so kam ich dann doch noch – Kant sei es gedankt – an diese interessante Information. Herzlichen Dank auch an Silke Hinrichs für die tolle Übersetzung. Sie hat mir dadurch Zeit gespart.

Blogbeitrag: Übersetzung des Films „Was ist Konnektivismus“

Übrigens… Kant hätte auch Hegel oder Hesse heißen können. 😉 Wichtig war in diesem Zusammenhang nur, dass hier etwas in mir angesprochen und mein Interesse geweckt wurde, das mich zum nachdenken und in Folge dessen zur Recherche angeregt hat. Konnektivismus eben. 🙂

Link zum Blog von Peter Addor, der heute meinen Impulsgeber ins Spiel gebracht hat
… und der daher am heutigen Tage die Rolle meines persönlichen Facilitators eingenommen hat. Ich hoffe, dass auch ich heute für andere ein Facilitator sein konnte.

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