Design hat die Aufgabe technisch-praktische, ästhetische und symbolische Funktionen zu einem harmonischen Gesamtergebnis zu vereinen. Interface Design, auch häufig als Interaktionsdesign bezeichnet, ist eine Disziplin, die sich speziell auf den Entwurf von Schnittstellen zum Zwecke der Interaktion bezieht. Der Begriff hat sich im Laufe der letzten 10 Jahre mehrfach gewandelt. Der Artikel beleuchtet die Geschichte des Interaktionsdesigns, seit 2002 geprägt durch drei wesentliche Entwicklungsphasen.
Human Computer Interaction und Usability
Zu Zeiten der Human Computer Interaction (HCI), wurde Interaktionsdesign als Interaktion zwischen Mensch und Maschine verstanden. Die Gestaltung von Interfaces bezog sich darauf, Elemente zu entwerfen, die eine nutzerfreundliche Interaktion mit Daten in einer Datenbank ermöglichten. Es konnten Daten eingegeben oder manipuliert werden. Der Begriff „Usability“ tauchte auf und Scharen von Interface Designern achteten auf besonders nutzerfreundliche Bedienung.
Grundlage der Designuntersuchungen in dieser Entwicklungsphase war die Art, wie ein Nutzer mit dem Computer interagiert. Schnell wurde klar, dass die Disziplin „Interface Design“ einen interdisziplinären Ansatz verfolgen musste. Elemente aus den Bereichen Arbeitswissenschaft, Kognitionswissenschaft, Soziologie, Mediendidaktik, Informatik, Kommunikation, Design, Ergonomie etc. flossen in die Untersuchungen mit ein.
Mithilfe von Blickkameras oder Nutzerbefragungen wurden Studien erstellt, die genau aufzeichneten, welche Elemente einer schnellen und einfachen Interaktion förderlich bzw. hinderlich sind. Ergebnis der Forschungen waren im Jahr 2002 die ersten UI-Design-Pattern. Als Design Pattern wird eine wiederverwendbare und einfach anzuwendende Lösung für bestimmte Interaktionen bezeichnet. Für diese frühe Form der Interaktion gibt es inzwischen ganze Bibliotheken gefüllt mit klassifizierten User-Interface-Pattern (UI-Pattern) und man findet nur noch sehr wenige spezielle Anwendungsfälle für die noch kein vorgefertigtes Pattern vorliegt. Der Designer klickt sich also sein Interface einfach aus bereits bestehenden UI-Pattern zusammen.
User Experience und User Centered Design
Das hört sich ziemlich langweilig an, doch begannen viele Gestalter ungefähr im Jahr 2005 festzustellen, dass es von großer Bedeutung ist, den Blick mehr auf das Erleben des Nutzers zu richten als auf die bloße Bedienbarkeit. User Experience lautete seither die Devise. Waren zunächst die Interfaces geprägt von schlichter Nüchternheit und glaubte man, ein Design könne nur dann wirklich nutzerfreundlich sein, wenn es möglichst einfach sei und wenn möglichst wenig geboten würde, entstanden nach und nach immer mehr „Game-Based-Ansätze“. Der User sollte Freude bei der Bedienung empfinden. Dem spielerischen Aspekt wurde mehr Raum gegeben. Animationen, Bewegungen und Effekte prägten die Interfaces dieser Zeit. Flash hatte Hochkonjunktur. Die Grundlage der Designuntersuchungen in dieser Zeit war das Empfinden des Nutzers, seine Gefühle und Vorlieben.
Social Interfaces und Online Kollaboration
Seit Apple Flash nicht mehr unterstützte, wurde die Technik zunehmend durch Ajax (eine Mischung aus HTML, CSS und Javascript) ersetzt. Später dann folgte eine neue HTML Version, HTML5, die mit Bordmitteln bewegliche Elemente abbilden kann. Doch einzelne Programmiertechniken spielten für die allgemeine Entwicklung in den seltensten Fällen eine maßgebliche Rolle, so auch in diesem Fall. Wesentlich waren eher soziologische Aspekte wie die grundlegenden Änderungen im Selbsterständnis des Begriffes „Interface“ und „Interaktion“.
Seit 2008 sind Interfaces zunehmend dadurch geprägt, dass sie soziale Beziehungen abbilden und steuern. Grundlage der Gestaltung von Social Interfaces ist daher die Untersuchung von zwischenmenschlichen Beziehungen, Zusammenarbeit und gemeinsamen Lernen. Der Blickwinkel geht weg von der reinen Mensch Maschine Interaktion hin zur Mediengestützten Interaktion zwischen zwei oder mehreren Menschen. Mensch kommuniziert mit Mensch und die Schnittstelle wird nun zum Mittler zwischenmenschlicher Kommunikation.
Eine große Herausforderung für die Designwissenschaften, denn der Grad an Interdisziplinarität erweitert sich mit zunehmender Entwicklung des Begriffs „Interface“. Ethische Aspekte spielen eine immer größere Rolle, genau wie die Analyse der Medienkompetenz der Zielgruppe. Online Communities interagieren ganz anders, als herkömmliche Organisationen. Viele Ansätze aus der Organisationsentwicklung greifen nur noch bedingt in mediengestützten Gruppenräumen.
Mit zunehmender Komplexität – zu der inzwischen ja auch Schnittstellen der Tools untereinander gehören – wird die Herausforderung zu erkennen, was im Interface Design wirklich wichtig ist, immer schwieriger und gleichzeitig interessanter.
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